Landeszentrum bezieht frisch sanierte Gebäude
Freistaat möbelt alte Gemäuer auf
Einrichtungsverbund für Blinde nimmt zwei denkmal- und behindertengerecht sanierte Heimgebäude an der Flemmingstraße in Besitz
Altendorf/Flemminggebiet. Die Wohnbedingungen der Bewohner des Heimes für schwerstmehrfachbehinderte Schüler am Einrichtungsverbund (EVB) für Blinde verbessern sich. Zwei für rund 4,6 Millionen Euro umgebaute und sanierte Häuser am Sächsischen Rehabilitationszentrum für Blinde und Sehbehinderte (SRZ) hat der Freistaat fertiggestellt. Die Bewohner wollen die Gebäude an der Flemmingstraße noch möblieren, um sie zum Ende der Winterferien wieder zu beziehen.
In den Heimgebäuden Haus 25 und 29 werden schwerstmehrfach behinderte Schüler sowie die Ganztagsbetreuung einziehen. Pro Wohneinheit leben bis zu acht Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren in familienähnlicher Struktur gemeinsam mit Heilpädagogen und Heilerziehungspflegerin, berichtet Pressesprecherin Elke Manthey vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Das Unternehmen hat die Häuser im Auftrag des Freistaates ausgebaut.
Eine Wohneinheit besteht aus Ein- und Zweibettzimmern, großen Wohnküchen und zusätzlichen Therapieräumen zur Betreuung und Rehabilitation der Kinder. »Die Wohneinheiten wurden nach den speziellen Bedürfnissen für körperlich behinderte, geistig behinderte sowie sinnesbehinderte Kinder saniert. So sind sie beispielsweise mit Fußbodenheizungen, kleinen Schlafappartements mit angeschlossener behindertengerechter Sanitärzelle und flexiblen Beleuchtungssystemen ausgestattet«, berichtet EVB-Leiter André Steinke.
»Eine Besonderheit bietet ein Schienenliftersystem. Es erleichtert die Beförderung von körperbehinderten Menschen zwischen Aufenthaltsorten wie Bett und Rollstuhl: Der auf ein Netz gebettete Bewohner wird via an der Decke verankertem Schienensystem transportiert.« Die denkmalgeschützten Gebäude nach modernen technischen Standards in wohnliche Einrichtungen umzubauen, war laut Steinke eine besondere Herausforderung.
Seit 2005 wird auf dem Areal des Sächsischen Rehabilitationszentrums für die Sächsische Blindenschule und den Einrichtungsverbund gebaut. im August 2005 wurde der Grundstein für eine Schule für schwerstmehrfachbehinderte Blinde gelegt. Gleichzeitig begannen im September 2005 Umbau und Sanierung der Bestandsgebäude für die Wohnheime. Die Gesamtbaukosten im ersten Bauabschnitt beziffert Elke Manthey mit rund 23,7 Millionen Euro. »Auf den Schulhausneubau entfallen 9,3 Millionen Euro.«
Der lange Winter 2005/2006 verzögerte anfänglich die Termine für die Dach- und Fassadenarbeiten an den Häusern 25 und 29 empfindlich, sodass nur mit hohem Kraftaufwand aller Beteiligten die Fertigstellung im Januar möglich gewesen sei.
Stichwort:
Sächsisches Rehabilitationszentrum für Blinde und Sehbehinderte (SRZ): Die frühere »Königlich-Sächsische Landeserziehungsanstalt für Blinde und Schwachsinnige« wurde im Heimat- und Jugendstil gestaltet und 1905 auf einer Fläche von 60 Hektar eröffnet. 1930 gründete Otto Münsch in Chemnitz die erste Sehbehindertenklasse in ganz Deutschland. 1991 ging das Grundstück auf den Freistaat Sachsen über. 1995 gab die Stadt die Trägerschaft für die Sächsische Blindenschule an den Freistaat.
Der EVB Chemnitz verbindet sechs Einrichtungen: die mobile Frühförderung für Blinde, die heilpädagogische Kindertagesstätte, ein Wohnheim für schwerstmehrfachbehinderte blinde Vorschulkinder, ein Wohnheim für blinde Schüler der Sächsischen Blindenschule, ein Wohnheim für schwerstmehrfachbehinderte Schüler und Ganztagsbetreuung (Hort).
Grit Baldauf