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Historie

Zeitungsnotiz von 1905 über die Verlagerung der Anstalt nach Chemnitz

Einweihung der Königlich-Sächsischen Landeserziehungsanstalt zu Chemnitz-Altendorf

Am 29. August d. J. versammelte sich zu dem Zwecke in der Turnhalle der neuen Landesanstalt als Vertreter der Staatsregierung: Staatsminister von Metzsch, Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Apelt und Geh. Regierungsrat Dr. Gelbhaar. Außerdem Kreishauptmann Freiherr von Welck, Amtshauptmann Dr. Morgenstern, Oberbürgermeister Dr. Beck, Bürgermeister Dr. Sturm, Stadtverordnetenvorsteher Justizrat Eulitz, Polizeidirektor Lohse, Generalleutnant Exzellenz Basse, Vertreter der evangelischen und katholischen Geistlichkeit, der Justiz- und Schulbehörden und andere Gäste.
Hinter den Gästen hatten die Beamten, Pfleger und Pflegerinnen mit ihren Zöglingen Platz genommen. Die Turnhalle hat an der einen Seite einen bühnenartigen Einbau. An diesem nahm der Singechor der Blindenschule Aufstellung. »Ihr Zöglinge wisst, dass Euch die Dresdner Anstalt mit ihren Zweigen in Moritzburg und Königswartha Ersatz das Vaterhauses und Eurem Herzen ein liebes Haus geworden war und habt sie darum begreiflicherweise mit Gefühlen der Wehmut verlassen. Aber das Haus war zu eng, zu alt, unzureichend geworden, ausdehnen ließ es sich nicht, und so zog die Blindenanstalt aus Dresden hinaus, dahin, wohin ihre Straße mit ihrem Namen ahnungsvoll sie wies, nach Chemnitz.«

Besonderes Datum der Sozialgeschichte

Altendorf: Am 29. August begann 1905 Ausbildung und Fürsorge für Blinde und Schwachsinnige. Der 29. August 1905 markiert ein besonderes Datum in der Sozialgeschichte unserer Stadt. An diesem Tag wurde nach etwa fünfjähriger Bauzeit in Gegenwart sächsischer und städtischer Prominenz feierlich die »Königlich-Sächsische Landeserziehungsanstalt Chemnitz-Altendorf« eingeweiht. Mit einem Aufwand von 4,5 Millionen Mark war auf einem Areal von 68 Hektar ein für seinerzeitige Verhältnisse moderner Sozialkomplex im Pavillonstil mit 40 Gebäuden entstanden. Er gliederte sich in zwei voneinander getrennte und unabhängige Abteilungen, die Anstalt für Blinde, hervorgegangen aus der 1809 gegründeten Blindenanstalt Dresden, und der Anstalt für Schwachsinnige. Ausgangsort dafür war die 1846 in Hubertusburg eingerichteten Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für Schwachsinnige. Der neue Sozialkomplex war bestimmt für 250 Blinde und 500 Schwachsinnige. Die Aufgabe beider Anstalten bestand darin, »die Zöglingen durch Erziehung und Unterricht soweit zu fördern, dass sie nach ihrer Entlassung im Stande sind, sich selbst durchs Leben zu finden«.
Es erfolgte eine angemessene Schul- und Berufsausbildung. Behandlungs- Schulungs- und Erziehungsmaßnahmen ermöglichten eine elementare Lebensqualität der Blinden und Schwachsinnigen. Nach der Errichtung der NS-Herrschaft wurde die Abteilung für Schwachsinnige - das ist inzwischen enthüllt und gerichtsnotorisch - bis 1940 systematisch durch »Niederführen der körperlichen Widerstandsfähigkeit der Zöglinge«, erreicht durch die unablässige Kürzung der Lebensmittelrationen, und schließlich durch ihre Vergasung im Rahmen der verbrecherischen »Euthanasieaktion T4« aufgelöst. Der Blindenbereich, in dem es auch zu Zwangssterilisierungen kam, konnte seine Arbeit fortsetzen. Während des 2. Weltkrieges nahm er noch zahlreiche evakuierte Blinde und kriegsblinde Soldaten auf. Nach 1945 wirkte auf dem Areal eine Blindenschule. Zugleich erfolgte die Rehabilitation und Berufsausbildung Blinder und Sehschwacher, wobei Karl-Marx-Stadt die Leiteinrichtung für die gesamte DDR war. Es entstand ein Altersheim für Blinde mit einer Taubblindenabteilung. Seit der Wende werden die Traditionen das bedeutsamen Sozialkomplexes in Altendorf fortgeführt.

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Unsere Geschichte in Bildern

Haus 22

Das Haus 22 um 1900

Der Hauswirtschaftsraum

Der Hauswirtschaftsraum

Korbmacherei

Die Blinden und Sehbehinderten waren in der Korbmacherei beschäftigt.

Schlafsaal der Mädchen

Der Schlafsaal der Mädchen.

Badehaus

Das Badehaus der Blindenanstalt.

Spaziergang der Jungen und Mädchen

Die Jungen und Mädchen der Blindenanstalt beim Sonntagsspaziergang.

Kegeln der Kriegsblinden

Kegeln der Kriegsblinden.

© Landeszentrum zur Betreuung Blinder und Sehbehinderter